Durch Karies oder einen Unfall, dringen Bakterien bis ins Zentrum des Zahnes vor und verursachen dort Entzündungen. Der Zahnnerv verliert dabei seine Funktion und kann absterben. Mit Hilfe einer Wurzelbehandlung gelingt es, den erkrankten Zahn von den Bakterien zu befreien und ihn wieder langfristig im Mund zu erhalten.
Im Mund sieht man weiße Zähne. Aber genau betrachtet ist das nicht alles. Ungefähr zwei Drittel eines Zahnes liegen darunter: im Verborgenen. Gemeint ist die Zahnwurzel. Außen hart wie Marmor ist sie von innen hohl. Gefüllt mit einem sehr empfindlichen Weichgewebe – dem Zahnnerv. Mit seiner Hilfe wird der Zahn durchblutet, durch Vitalstoffe ernährt und über kleine Nervenfasern hoch empfindlich gehalten.
Gibt es Karies oder einen Unfall, dringen Bakterien bis ins Zentrum des Zahnes vor und verursachen dort Entzündungen. Der Zahnnerv verliert dabei seine Funktion und kann absterben. Mit Hilfe einer Wurzelbehandlung gelingt es, den erkrankten Zahn von den Bakterien zu befreien und ihn wieder langfristig im Mund zu erhalten. Klingt alles wie ein spannender Krimi und hört sich zunächst einfach an. Doch in Wahrheit ist das Ganze kompliziert und zahnmedizinisch sehr anspruchsvoll. So müssen zum Beispiel unsichtbar kleine Krankheitserreger in einer zum Teil weit verzweigten Zahnhöhlung aufgespürt werden. Das Ziel: Alle krankmachenden Bakterien müssen aus dem Zahn wieder heraus – kein Hohlraum darf vergessen werden. Und das, obwohl alles nur mikroskopisch klein ist.
Nur wenn dieses Ziel erreicht wird, kann der Zahn gesunden und im Mund verbleiben. Erfolgreich und sicher soll es sein dank moderner Behandlungsmethoden. Und so, dass der betroffene Zahn stets lokal betäubt wird und eine Wurzelbehandlung während der gesamten Dauer schmerzfrei verläuft.
Zu Ihrem besseren Verständnis hierzu ein paar erklärende Worte von uns:
Die Endometrie
Wissen Sie eigentlich, wie lang Ihr Zahn ist? Auf so eine einfache und banale Frage kann man gar nicht so schnell eine Antwort finden. Sie muss aber gefunden werden und zwar äußerst genau, da von ihr der Erfolg oder Misserfolg einer Wurzelbehandlung abhängt. Wie ist das zu verstehen?
Um einen Wurzelkanal blitzblank sauber, also frei von Bakterien zu bekommen, muss er vom Eingang bis zum Kanalende vollständig bearbeitet werden. Hierzu muss die Tiefe des Wurzelkanals ausgelotet werden, um exakt die Frage zu beantworten, wo in welcher Tiefe der Kanal endet und in den Kiefer übergeht. Denn nur eine Wurzelfüllung, die bis hinunter an die Wurzelspitze reicht, kann den Zahn dauerhaft erhalten. Ist die Wurzelfüllung zu kurz, verbleiben Hohlräume mit Rest-Bakterien – die Entzündung kann nicht ausheilen. Ist sie zu lang, so können Bakterien in den Knochen gedrückt werden und dort zu weiteren Entzündungen führen.
Detailliertere Informationen finden Sie in unserer Patienteninformation 6, „Endametrie“ rechts.
Bis vor kurzem stellte die Röntgenaufnahme des Zahnes die einzige Möglichkeit dar, diese Messung durchzuführen. Neuerdings kann die Zahnlänge viel genauer mit einem sogenannten Endometrie-Gerät bestimmt werden. Hierbei handelt es sich um einen Mikrocomputer, der wie bei einem Navigationsgerät fürs Auto die eigene Position im Wurzelkanal genauestens anzeigt.
Feilen aus Titan
Ortswechsel! In Gedanken versetzen Sie sich einmal in das Innere Ihres Wurzelkanals. Dunkel ist es dort, warm und feucht. Mit rauen, krustigen Wänden. Es sieht aus, als wäre man in einem Bergwerksstollen tief unter Tage. Der Weg führt einen mal bergauf, mal bergab, und dann durch eine Biegung nach rechts weiter in den Stollen hinein. Und alles ist eng, zum Teil sehr eng.
Nun, keine Angst. Ihr Zahnarzt begibt sich nicht mit Grubenlicht und Spitzhacke in die Tiefe Ihres Wurzelkanals. Dafür stehen heutzutage perfekt funktionierende Aufbereitungsinstrumente zur Verfügung, die sogenannten Nickel-Titan-Feilen. Es sind kleinste Spiralbohrer, die von einem Motor angetrieben werden und sich um die eigene Achse drehen.
Diese Miniatur-Feilen sind in der Lage, den Krümmungen des Wurzelkanals problemlos zu folgen. Hoch biegsam und super elastisch schälen und hobeln sie die Kanalwände mit ihren scharfen Schneiden ab. Am Ende bleibt eine glattwandige Röhre zurück, die sich mittels Füllstoff bakteriendicht verschließen lässt.
Wichtig zu wissen: Diese HI-TECH-Feilen sind Einweg-Instrumente, die im Gegensatz zu den Handfeilen aus Edelstahl nach einmaligem Gebrauch abgestumpft sind und kostenwirksam entsorgt werden müssen.
Der zahnstützende Aufbau
Machen wir uns nichts vor. Ihr kranker Zahn ist von außen durch die Bakterien stark beschädigt worden. Auch von innen ist er besonders tief ausgehöhlt. Mit anderen Worten: Ihr Zahn ist akut einsturzgefährdet. Um Schlimmeres zu verhindern, wird eine Stützmauer errichtet, die während des gesamten Verlaufs Ihrer Wurzelbehandlung ein Zusammenbrechen des Restzahnes verhindern soll. Außerdem gestattet die stützende Zahnwand eine verlässliche Trockenlegung Ihres Zahnes und sichert ihn nach außen gegen erneute Angriffe von Bakterien ab.
Das Gummi-Spanntuch
Um bei der Wurzelbehandlung stets und ständig die Übersicht zu behalten, gibt es verschiedene Hilfsmittel. Eines davon ist eine weiche, nachgiebige aber auch strapazierfähige und vor allem wasserdichte Gummifolie – das Kofferdam-Gummi.
Es wird über den erkrankten Zahn gestülpt und rutschsicher befestigt. So gelingt es, die feuchte Umgebung Ihres Zahnes abzudecken und ein trockenes Arbeitsfeld zu schaffen. Für Sie als Patient bedeutet es, dass im Mund nicht mehr mit Watterollen jongliert werden muss, kein Wasser in den Rachen läuft und der zahnärztliche Mundspiegel nicht an den Mundwinkeln zieht.
Lupe und Mikroskop
Eine Wurzelbehandlung ist in erster Linie dann erfolgreich, wenn es gelingt, die Entzündungsreste aus zum Teil mikroskopisch kleinen Zahnhöhlungen und Wurzelkanälchen vollständig zu entfernen. Und was bei all den anderen zahnärztlichen Behandlungsmaßnahmen richtig ist, gilt auch in der Wurzelbehandlungstechnik: Man kann nur das behandeln, was man auch sieht. Und wenn es noch so klein ist. So sind die Eingänge zu den einzelnen Strukturen eines komplexen Wurzelkanalsystems häufig schwer zu finden. Besonders wenn die Kanaleingänge äußerst eng sind. Oder wenn durch vorausgegangene Entzündungsreize die Zugangsöffnungen zu den Wurzelkanälen mit Substanzablagerungen verlegt sind.
Hier helfen die modernen Sehhilfen weiter. Zur Verfügung stehen vergrößernde Lupenbrillen und hochauflösende Dental-Mikroskope. Dank integrierter LED-Lichttechnik sind selbst feinste anatomische Strukturen im Zahn erkennbar und lassen sich unter ständiger optischer Kontrolle substanzschonend bearbeiten.
Röntgen – die 3. Dimension
Das übliche Röntgenbild sieht immer aus wie eine Briefmarke. Platt und eben. Und damit sehen die Zähne auf dem Bild genauso aus. Dünn und flach. Die räumliche Tiefe fehlt. Nun heißt es aber: Willkommen in der 3. Röntgen-Dimension. Das bedeutet, dass von den Zähnen dreidimensionale Bilder (DVTs) angefertigt werden können. Sie zeigen in bestechender Klarheit die Zähne von außen als drei-dimensionales Raumbild. So wie die Natur sie hat wachsen lassen. In all ihren variantenreichen Formen.
Und nicht nur das. Auch die innen liegenden Strukturen sind räumlich zu erkennen. Wie etwa die genaue Zahl der Wurzelkanäle im Zahn. Dazu ihre Dicke und ihr individueller Verlauf und vieles mehr. Die Schwere einer Wurzelerkrankung lässt sich besser einschätzen und die Prognose des Zahnes sicher erstellen. Art, Umfang und Schwierigkeit der zu erwartenden Zahnbehandlung sind im Voraus gut zu planen und gestatten eine zuverlässige Aussage über die Höhe der voraussichtlichen Behandlungskosten.
Spülung im Kanal
Jetzt geht´s ums Ganze. Der Zahn wird vor der abschließenden Wurzelfüllung noch einmal intensiv durchgespült. Frei nach dem Motto „Doppelt hält besser“ werden hierbei chemische Wirkungen und physikalische Effekte miteinander kombiniert. Zum einen sind Spülflüssigkeiten im Einsatz, die durch Anwärmen und Verdichten chemisch aktiv sind. Zum anderen werden mit Hilfe einer feinen Ultraschallsonde im Kanal Schwingungen erzeugt, die die Flüssigkeit durch Unterdruck-Effekte aufschäumen lassen.
Auf diese Weise lösen sich die anheftenden Rest-Bakterien von der Kanalwand und werden zügig aus dem Zahn herausbefördert. Saubere Verhältnisse vorausgesetzt, steht einer keimdichten Wurzelfüllung nichts mehr im Wege.
Die Wurzelfüllung
Jede Wurzelbehandlung wird mit einer Füllung beendet. Dabei wird mit Zement und einem Stift aus Guttapercha die Zahnwurzel hermetisch abgedichtet, um das erneute Eindringen von krankmachenden Bakterien zu verhindern. Das Ganze kann man sich wie eine Art Hohlraumversiegelung, vorstellen. Guttapercha ist der eingetrocknete Milchsaft des im malaiischen Raum heimischen Guttaperchabaumes. Also ein dem Kautchuk ähnliches, körperverträgliches Naturproduktd, dass den Innenraum des Zahnes blasenfrei versiegelt.
Von der Chancenauswertung her betrachtet, wird der Zahn durch diese Maßnahme zu über 95 % erfolgreich im Mund verbleiben. Und vom Kauen her gesehen, steht der Zahn für ein kraftvolles Zubeißen jederzeit wieder zur Verfügung.
Zu guter letzt: Die Kosten
Die Kosten für eine Wurzelbehandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen unter bestimmten Umständen mit übernommen. Aber wie bei allen anderen Kassenleistungen muss auch eine Wurzelbehandlung dazu die Bedingungen ´Ausreichend`, ´Zweckmäßig` und ´Wirtschaftlich` erfüllen. Das bedeutet, dass neue und fortschrittlichere Behandlungstechniken meist nicht getragen werden und von Ihnen als Patient selbst zu übernehmen sind. Hierzu folgende Beispiele:
die Endometrie zur Längenmessung Ihres Zahnes per Computer-Technik
das Arbeiten mit hochauflösenden Sehhilfen – Lupenbrille und OP-Mikroskop
ein besonderes Reinigungsverfahren zur besseren Beseitigung von Erregern
eine dreidimensionale Röntgendiagnostik zum Erkennen aller Hohlräume
der Aufbau von stützenden Zahnwänden als Frakturschutz
der Einsatz von hochflexiblen Kanalinstrumenten aus Nickel-Titan
eine filigrane Arbeit im Wurzelkanal durch Ultraschall-Sonden
Behandlung am trockenen, bakterienfreien Zahn mittels Kofferdam-Technik u.v.m.
Zur besseren Übersicht erhalten Sie vor Beginn einer Wurzelbehandlung immer einen Heil- und Kostenplan über die voraussichtlichen Mehrleistungen und die damit verbundenen Mehrkosten. So wird sichergestellt, dass Sie stets im Vorwege eine verbindliche Aussage über die Höhe der voraussichtlichen Behandlungskosten bekommen, die Sie persönlich zu tragen haben.